Georgiens Geschichte und seine geopolitische Lage zwischen Orient und Okzident haben dem Land ein grosses und faszinierendes Erbe hinterlassen. Die Kombination von östlichen und westlichen Traditionen mit der Lebensart eines Bergvolkes, haben die Entwicklung einer reichhaltigen und wunderbaren Kultur gefördert. In der georgischen Sprache, die als einzige kaukasische Sprache eine Schrift kennt, wird noch heute ein Alphabet verwendet, welches auf das 3. Jh. v. Chr. zurückgeht. Es handelt sich dabei um eine der insgesamt vierzehn Schriften, die auf der Welt verwendet werden. Es existiert eine umfangreiche Literatur in georgischer Sprache. Sie umfasst sowohl Poesie als auch Prosa und ist ein international geschätzter intellektueller Fundus. Das wohl bekannteste Werk in georgischer Sprache, Schota Rustawelis «Der Mann im Pantherfell», stammt aus dem 12. Jh. Im 4. Jh. n. Chr. beschloss die noch junge christliche Kirche die Entsendung von Missionaren nach Georgien.
Anders als in weiten Teilen der Welt, wo Latein bis heute die Sprache der Kirche geblieben ist, wurden Gläubigen in Georgien in ihrer Muttersprache unterwiesen. Dadurch, dass auch die Liturgie georgisch war, identifizierten sich die Menschen rasch mit dem christlichen Glauben und begannen, das religiöse Leben ihres Landes aktiv mitzugestalten. Auf diese Weise erhielt der orthodoxe Glaube in Georgien eine starke lokale Färbung. Heute finden sich allein in der Hauptstadt Tbilissi über fünfhundert Kirchen. Zahlreiche Kirchen auf georgischem Boden sind mit Fresken geschmückt. Inschriften und kunstvolle Steinmetzarbeiten zeugen von einem gelebten und mit lokalen Traditionen durchsetzten Glauben. Ein herausragendes Beispiel dafür ist sicherlich die Kirche Bagrati bei Kutaisi, welche in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen worden ist. Georgien hat aber auch ein «weltliches» Erbe: Hier befindet sich die Wiege der Weinbaukultur und der Kelterung. Das georgische Wort «chvino» fand als «vino», «vin» oder «Wein» Eingang in den Wortschatz der westlichen Welt. Heute werden über fünfhundert Rebsorten kultiviert und traditionelle Kelterungstechniken werden neben moderner Technologie eingesetzt.
Der Wein ist in Georgien ein wichtiges Kulturgut und darf bei keinem Gastmahl fehlen. Auf Ihrer Reise werden Sie zahlreiche Gelegenheiten haben, sich von der Qualität des georgischen Weines zu überzeugen. Die weltberühmte Gastfreundschaft der Georgier lässt sich mit einer Redensart illustrieren: «Wenn ein Gast kommt, ist dies wie der Sonnenaufgang. Wenn er wieder geht, bedeutet dies den Sonnenuntergang für seinen Gastgeber.» Gäste werden an der georgischen Tafel mit zahllosen regionalen Spezialitäten verwöhnt. Häufig ist dieser Anlass von Musik begleitet und wird durch die Trinksprüchen des Tischoberhauptes, des «tamada», moderiert.